Kultur der Nachhaltigkeit – ein Wertethema

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Kultur der Nachhaltigkeit – ein Wertethema

„Die Menschheit hat die Fähigkeit, Entwicklung nachhaltig zu gestalten – um sicherzustellen, dass sie die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.“

Brundtlandt-Bericht 1987 (UN 1987)

Investoren treffen ihre Anlageentscheidungen zunehmend nicht nur nach dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens, sondern achten auch auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung. Sie erwarten unternehmerisches Handeln im Einklang mit Gesetzen, Richtlinien, Kodizes (Compliance) und Satzungen, also mit dem sozialen Wert Norm und Gesetz, aber insbesondere auch mit ethischen Werten wie Verantwortung und Respekt gegenüber Mitarbeitern und Gesellschaft einschließlich Umwelt- und Klimaschutz, also Nachhaltigkeit. (vgl. Deutsche Bank Research 2020)

Nachhaltigkeit heißt, Ressourcen nur so zu nutzen, dass auch zukünftige Generationen auf der Erde eine Grundlage zum Leben vorfinden („Enkeltauglichkeit“).

Es darf von den Generationen und den Menschen auf der Erde nicht mehr verbraucht werden, als künftig wieder bereitgestellt werden kann. Es geht also um Gerechtigkeit und um sozialen und ökologischen Frieden im Miteinanderleben. Das Standardbeispiel: Im Wald ist nur so viel Holz zu schlagen, wie dauerhaft nachwächst.

Die zunehmende Bedeutung des Begriffs Nachhaltigkeit ist auch das Resultat gesellschaftlicher Probleme wie Bevölkerungswachstum, Armut, Umweltverschmutzungen und Klimawandel. Nachhaltigkeit meint darauf bezogen vor allem, bei heutigen Handlungen deren zukünftige, langfristige und globale Auswirkungen auch für nachfolgende Generationen zu berücksichtigen. Das gilt für positive wie auch für negative Auswirkungen, die durch heutiges Handeln herbeigeführt werden.

Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in Unternehmen, Gesellschaften, Ländern und global sind:

  • Ökologie: Erhaltung der Vielfalt und des Ressourcenreichtums der Natur
  • Ökonomie: Armutsbekämpfung, Bildungsgerechtigkeit
  • Soziales: Verteilungsgerechtigkeit, Chancengerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit

Nachhaltigkeit ist ein Wert, der immer wichtiger wird. Er hängt mit nahezu allen Werten einer Organisation  zusammen, ob es sich um Genusswerte (nachhaltig genießen), Nutzenwerte (Gewinne nur unter Erhaltung der Natur erwirtschaften), ethische Werte (Armut ist von vornherein unethisch) oder soziale Werte (Verteilungsgerechtigkeit, Chancengerechtigkeit) handelt.

In einem Projekt mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, mit den fischerwerken sowie mit dem Mittelständler SODASAN haben wir ein Wertemodell für Nachhaltigkeit entwickelt und die Nachhaltigkeitswerte erfasst. Dabei wurde deutlich, dass es nicht den Wert für Nachhaltigkeit gibt, sondern alle Werte unseres Wertemodells Einfluss auf das nachhaltige Handeln einer Organisation, der Teams und aller Mitarbeitenden haben. Entsprechend ist die Kompetenz zum nachhaltigen Handeln eine Querschnittskompetenz, so dass im Endeffekt sowohl personale, aktivitätsorientierte, soziale und methodische Kompetenzen die Nachhaltigkeit bestimmen.

2015 verabschiedete die UN-Vollversammlung im Rahmen des UN-Nachhaltigkeitsgipfels die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs – Sustainable Development Goals)[1]. Ziel ist es, bis 2030 verschiedene Maßnahmen zu initiieren, um die Lebensverhältnisse auf dem gesamten Planeten zu verbessern. Gleichzeitig soll für künftige Generationen der Schutz der Erde sichergestellt werden.

Der Begriff der Nachhaltigkeit weist damit vielfältige Facetten auf. Für einzelne Organisationen leiten sich aus den SDGs insbesondere folgende Werteziele der Nachhaltigkeit ab:[2]

  • Kreativität: Freiräume für kreative Erlebnisse und Lösungen mit dem Ziel der Nachhaltigkeit schaffen, über kreative Räume Innovationen in der Arbeitswelt und im Umgang mit Ressourcen ermöglichen
  • Gesundheit: Wohlergehen, Spaß und Freude an der täglichen Arbeit, Achtsamkeit und Ruhe ermöglichen, körperliche und geistige Aktivitäten sowie gesunde Lebensweisen fördern
  • Bildung: lebenslanges Lernen, persönliche, selbstorganisierte Entwicklung in gemeinwohlorientierten Projekten sowie Austausch in Netzwerken mit dem Fokus der Nachhaltigkeit fördern
  • Lebensstandard: nachhaltiges Wirtschaftswachstum und damit attraktive Entwicklungsmöglichkeiten, ohne dass dies zu Lasten der Umwelt oder des Lebensstandard anderer Menschen geht
  • Gemeinnutz: bezahlbare, saubere Energie, nachhaltige Produkte, Maßnahmen zum Klimaschutz, auf Nachhaltigkeit bezogene Entwicklung anderer aktiv begleiten und fördern
  • Verantwortung: Entscheidungen unter Einbeziehung ökonomischer, ökologischer und sozialer Auswirkungen, sinnvoller Ressourceneinsatz, Orientierung an nachhaltigem Wirtschaften und einem zukunftsgerichteten wirtschaftlichen Erfolg
  • Respekt: wertschätzender Umgang miteinander, Akzeptanz persönlicher und kultureller Verschiedenartigkeit, Befähigung zur Selbstbestimmung, menschenwürdige Arbeit, Gerechtigkeit
  • Netzwerk: wertschätzende und anerkennende Partnerschaften für nachhaltige Entwicklung, Bewirkung eines nachhaltigen Mehrwertes im Austausch mit anderen

Aus den Zielen wiederum leiten sich vielfältige Handlungsfelder ab, wie z. B. Human Resources Management in der digitalen Transformation, bedarfsgerechte Gewinnung von Fach- und Führungskräften, nachhaltiges Werte- und Kompetenzmanagement, Talentmanagement, Auswirkungen der künstlichen Intelligenz, Resilienz und emotionale Stabilität, Autonomie und Selbstorganisation, disruptive Innovationen oder Achtsamkeit.

Jeder Einzelne sowie Teams und Organisationen verfügen heute über ein unvergleichlich höheres Potenzial zur Weiterentwicklung, wenn sie die Praxis der Konkurrenz verlassen und gegenüber den Kollegen, Kunden oder Lieferanten in einen Modus der Offenheit und Konstruktivität wechseln. Geschieht dieser Wechsel in allen Bereichen und Ebenen einer Organisation, so erlebt dieses eine wahre Revolution der Potenzialentfaltung. Und genau davon hängt die Zukunftsfähigkeit der Organisation und damit auch ihres Umfeldes ab.

Voraussetzung für diesen Entwicklungsprozess ist eine Learning-Experience-Plattform, mit der die selbstorganisierten Entwicklungsprozesse der Netzwerkmitglieder ermöglicht werden. Für die methodische Gestaltung bietet sich eine Vielzahl von Methoden für die Ermöglichung kollaborativer Entwicklungsprozesse an:

  • Social Learning
  • Co-Coaching, Coaching und Mentoring
  • kollegiale Beratung
  • Erlebnis- und Erfahrungslernen
  • kollaborative Entwicklungsprozesse im Netz
  • gezielte Werteentwicklung der Teilnehmer und des Teams
  • regelmäßige Rückmeldungen
  • Reflexionen
  • agile Arbeits- und Lernmethoden, z. B. Scrum, Kanban oder Design Thinking
  • Kreativitätstechniken
  • Erfahrungsaustausch mit Vorbild-Unternehmen
  • v. a.

Damit wird ein Rahmen geschaffen, in dem sich die Mitarbeitenden in einem kollaborativen Entwicklungsprozess vernetzen, um ihre Lernkurve im Austausch zu beschleunigen. Die Organisationen in dieser Nachhaltigkeits-Community werden damit zu Teilgebenden, die auf Basis dieses Austausches mit vielfältigen Impulsen ihre persönliche Lernreise zum nachhaltigen Wirtschaften gestalten.

Gleichzeitig entstehen bedarfsgerechte Lösungskonzeptionen, die den Organisationen helfen, die zukünftigen Herausforderungen in Hinblick auf die nachhaltige Organisationsentwicklung erfolgreich zu bewältigen.

[1]    https://sdg-portal.de/de/ueber-das-projekt/17-ziele.

[2] Nach Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit (Prof. Dr. Anja Grothe, Christine Ackermann, Prof. Dr. John Erpenbeck, Prof. Dr. Werner Sauter,  Dr. Matthias Teller) an der HWR Berlin, mit fischerwerke GmbH& Co. KG und SODASAN GmbH

Photo by Pop & Zebra on Unsplash

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