Auf der Suche nach der Sozialen Lernplattform
Auf der Suche nach der Sozialen Lernplattform
In den vergangenen Monaten haben wir in unserem Entwicklungsnetz einen spannenden Lernprozess erfahren. Wir haben eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie wir unsere Lernsysteme gestalten wollen. Daraus leiten sich, wie hier schon mehrfach diskutiert, klare Anforderungen von uns an die Soziale Lernplattform ab, die wir dafür benötigen:
Ermöglichung …
- des kollaborativen Arbeitens im Netz und damit der Kompetenzentwicklung im Netz,
- des formellen und informellen Lernens „on demand“ ,
- des selbstorganisierten Kompetenzaufbaus,
- des kompetenzorientierten Wissensmanagements, d.h. des Austausches und der Weiterentwicklung von Erfahrungswissen der Lerner,
- des Austausches von Erfahrungswissen in Communities of Practice,
- personalisierter Lernzugänge (Personal Learning Environment) und –räume (E-Portfolio) …
Dafür haben wir ein passendes Learning Management System gesucht. Unser erster Reflex war, unser bewährtes Open Source Moodle System als Basis zu nehmen und um weitere Tools, die soziales Lernen unterstützen sollen, z.B. Mahara, zu ergänzen. Entsprechend sind wir bei Ilias und bei Drupal vorgegangen. Die Ergebnisse unserer Gespräche mit den Experten waren ernüchternd.
Alle „klassischen“ Learning Management übertragen im Grundsatz das Prinzip des fremdgesteuerten Unterrichts ins Netz. Sie sind darauf ausgerichtet, Kurse zu organisieren, Lernmaterialien, z.B. Web Based Trainings, bereit zu stellen und die Kommunikation, meist begleitet durch einen Tutor, über Foren oder virtuelle Klassenzimmer zu ermöglichen. Die Lerner nutzen diese Lernangebote mit weitgehend „gesichertem“ Wissen, das ihnen, von Experten didaktisch-methodisch aufbereitet, zur Verfügung gestellt wird. Kollaboratives Arbeiten und Lernen wird jedoch nicht unterstützt. Heutige Lernplattformen (LMS) sind damit auf formelles Lernen (in Klassenräumen), mit Hilfe eines Lehrenden (Lehrers) konzentriert. Das zur Kompetenzentwicklung notwendige informelle Lernen, das Einbeziehen sozialer Netzwerke und das gemeinsame erarbeiten von Wissen wird kaum unterstützt. Weitere Schwachstellen sind die fehlende Integrationsmöglichkeiten von „Fremdsoftware“, wie beispielsweise Talent Management Systeme. Deshalb ist die Erweiterung von Learning Management Systemen um Social Software Elemente ein Irrweg!
Kompetenzentwicklung im Netz setzt nämlich bei Aufgabenstellungen an, die sich in Geschäftsprozessen oder in der Führungspraxis der Lerner ergeben. Diese Problemstellungen stehen am Anfang der Lernprozesse und werden in einem kollaborativen Arbeits- und damit Lernprozess bearbeitet. Die Lerner gestalten dabei ihren Kompetenzaufbau auf Basis von strategischen Vorgaben und persönlichen Kompetenzmessungen individuell, evtl. in Absprache mit ihrer Führungskraft . Das dabei gewonnene Erfahrungswissen wird in einem kompetenzorientierten Wissensmanagement – bottom-up – dokumentiert und in Communities of Practice gemeinsam weiterentwickelt. Es erhält damit einen dynamischen Charakter. Jeder Lerner gestaltet seine Lernprozesse über einen individualisierten Zugang selbstorganisiert. Bei Bedarf richten Lernpartner oder –gruppen selbst die notwendigen Lernräume ein.
Wir müssen deshalb für die angestrebte Lernplattform von einem Basissystem ausgehen, das in erster Linie kollaborative und selbstorganisierte Arbeitsprozesse im Netz ermöglicht und das Bild des „Klassenzimmers im Netz“ schlicht vergessen. Es muss damit möglich sein, lokal am Desktop zu arbeiten und dennoch den webbasierten Workflow sicher zu stellen. Deshalb bietet es sich an, auf Ansätze für kollaborative Arbeitsplattformen im Netz zuzugreifen, die sich bereits bewährt haben. Hierfür eignen sich nach unserer Erkenntnis vor allem Groupware-Lösungen, wie sie beispielsweise in internationalen Projekten eingesetzt werden. Die Herausforderung besteht nun darin, diese Software-Lösungen so zu erweitern, dass sie allen Anforderungen informeller, aber natürlich auch formeller Lernprozesse, gerecht werden. Wir leben noch lange Zeit in einer hybriden Lernwelt, d.h. wir werden noch auf viele Jahre Lernkonzepte formellen Charakters mit vorgegebenen Qualifizierungszielen neben kompetenzorientierten Entwicklungsprozessen ermöglichen müssen.
Wir haben in den vergangenen Jahren im Bereich der LMS sehr gute Erfahrungen mit Open Source Lösungen gemacht, die insbesondere in Hinblick auf Bedarfsorientierung und Benutzerfreundlichkeit, aber natürlich auch Wirtschaftlichkeit, Maßstäbe setzen. Deshalb entwickeln wir nun auch für die Soziale Lernplattform eine Lösung auf Open Source Basis, die unseren Anforderungen im Rahmen der heutigen technologischen Möglichkeiten voll gerecht wird.